Turnen ist mehr als Gold gewinnen
Turnteam der TSG Rheda glänzt beim Bundespokal in allen Belangen
Egal ob auf dem Schwebebalken, auf der Bodenfläche, in der Cafeteria oder hinter dem Würstchengrill: Das Turnteam der TSG Rheda lief am Samstag zur Höchstform auf. Rund 140 Turnerinnen aus ganz Deutschland, aufgeteilt in 23 Mannschaften, wetteiferten um den Bundespokal im weiblichen Gerätturnen. Vor voll besetzten Zuschauerrängen ließen sie die grandiose Stimmung der Turn-Weltmeisterschaft Anfang Oktober in Stuttgart noch einmal aufleben.
Früh morgens begannen die zwölf- bis fünfzehnjährigen Turnerinnen den Wettkampfmarathon. Als ausrichtender Landesturnverband durfte der Westfälische Turnerbund zwei Mannschaften stellen. Im zweiten Auswahlteam stellte die KTV Alt Ravensberg mit Sinja Struve, Lena Hambrock und Lea-Ros Manjooran gleich drei Turnerinnen. Beginnend am Boden präsentierte sich Sinja Struve in Bestform und erhielt für ihre mit Schwierigkeiten gespickte Übung 13,15 Punkte. Am Sprung sammelten Lena Hambrock und Lea-Ros Manjooran mit dem Yamashita bzw. Schraubensprung viele Punkte für das Mannschaftskonto, während Sinja Struve am Stufenbarren die höchste Wertung des Teams einfuhr. Zum Schluss musste dann noch der unbeliebte Schwebebalken bezwungen werden. Hier schlich sich der ein oder andere kleine Fehler ein, jedoch blieben die KTV-ler oben. Letztendlich fand sich die Westfalenauswahl 2, zu der auch Karla Rohlfing und Lisa Krusemeyer (beide TV Ibbenbüren), sowie Kira Böckmann (TVE Greven) gehörten, auf dem 10. Rang wieder.
Die erste Mannschaft der Westfalenauswahl mit Lina Kunkel, Jolina Eichhorst, Fiona Maßmann und Friederike Nonte (alle KTV Bielefeld), sowie Anna Güttler (TV Ibbenbüren) und Alina Reckers (TVE Greven) gelang es nach herausragendem Wettkampf, alle weiteren Mannschaften hinter sich zu lassen. Die Bundespokalsiegerinnen strahlten bei der Siegerehrung um die Wette und nahmen unter tosendem Applaus den heißbegehrten Pokal entgegen.
Am Nachmittag präsentierten dann die 16- bis 29-jährigen Turnerinnen ihr ganzes turnerisches Können. Das Rumpfteam der Westfalen-Auswahlteams stellten die Ober- und Verbandsligaturnerinnen der KTV Alt Ravensberg. Westfalen 1 startete am Sprung in den Wettkampf. Leonie Schmedthenke und Madeleine Güth turnten den Tsukahara hoch über dem Sprungtisch in den sicheren Stand und ebneten damit den Erfolgsweg der Westfalen. Nachdem sie am Stufenbarren, an dem nur Leonie Schmedthenke, Carmen Johannhardt und Chiara Blomberg (TVE Greven) ohne Sturz durch das Programm kamen, und Schwebebalken kleine Fehler in Kauf nehmen mussten, entzündeten sie zum Abschluss am Boden ein wahres Feuerwerk. Carmen Johannhardt eröffnete dieses mit einer Übung, die durch die saubere Ausführung jedes einzelnen Elementes bestach. Während Madeleine Güth mit ihrer überragenden Akrobatik beeindruckte, zeigte Anika Brüske (TVE Greven) gymnastische Drehungen und Sprünge wie aus dem Lehrbuch. Leonie Schmedthenke, die für die Teilnahme am Bundespokal auf einen Bundesligawettkampf in Buchholz verzichtete, vereinte beides in einer begeisternden Bodenkür. Die 22jährige erreichte mit 55,55 Punkten das beste Mehrkampfergebnis aller Turnerinnen. Letztendlich fehlten der ersten Mannschaft des Westfälischen Turnerbundes nicht mal 1,5 Punkte zum Bundespokalsieg. Die Vizemeisterschaft wurde mit Pokal, Medaillen, Urkunden, Lebkuchenherz der Firma Schulze und Erinnerungsgeschenk des Fördervereins belohnt.
Leonie Freitag und Pia Niehaus sicherten der zweiten Mannschaft der Westfalen mit sicheren Übungen am Stufenbarren einen guten Einstieg in den Wettkampf. Nach schönen Balkenübungen überzeugte das Team mit spritzigen Bodenküren, die das Publikum zum Mitklatschen animierten. Am Sprung konnte Alicia Kröll mit einem schönen Schraubensprung überzeugen. Den Vogel schoss Pia Niehaus ab. Bei ihrem perfekten Yamashita fanden die Kampfrichter nicht den kleinsten Fehler und zückten die Höchstpunktzahl. „The perfect ten“ ist vielleicht aus Zeiten von Nadia Comaneci bekannt, dass Kampfrichter aber heutzutage die Höchstpunktzahl vergeben, grenzt an ein Wunder. Als die drei KTV Alt Ravenberg- Turnerinnen gemeinsam mit Anne Löbbert (SC Nordwalde), Jacqueline Schudzich (TVE Greven) und Sofia Dvorska (KTV Dortmund) als fünftplatzierte Mannschaft aufgerufen wurden, konnten sie es kaum glauben, so viele Landesturnverbandmannschaften hinter sich gelassen zu haben.
Was für ein Erfolg für den Westfälischen Turnerbund!
Die Zuschauer nahmen aber noch etwas anderes wahr: Das Turnen ist für die Mädchen und jungen Frauen mehr als nur ein Hobby: Gemeinschaft erleben, sich gegenseitig unterstützen, sich anfeuern, für den anderen die Daumen drücken und ihn trösten, wenn einmal nicht alles wie beabsichtigt gelingt, aber auch die Freude über gelungene Übungen teilen und Erfolg gemeinsam feiern. All dieses sind Begleiterscheinungen, die das Turnen kostenlos mit sich bringt und die die Turnerinnen von Kindesbeinen an begleiten. Eine bessere Werbung für ihren Sport hätten die Turnerinnen nicht liefern können.
Gerhard Garske, Verantwortlicher im Westfälischen Turnerbund, strahlte wie ein Honigkuchenpferd über den grandiosen Erfolg. Beim anschließenden gemeinsamen Beisammensein betonte er: „Wir, und da spreche ich auch im Namen des Westfälischen Turnerbundes, sind sehr stolz auf euren Erfolg. Es war eine wahre Freude euch bei euren Übungen zuzusehen. Toll, wie gut ihr Turnerinnen und Trainer der verschiedenen WTB-Vereine heute harmoniert habt.“
Und noch eine strahlte: Cheforganisatorin Petra Beckstett, die die letzten Wochen jede freie Minute mit der Organisation des Großevents verbrachte, freute sich über den reibungslosen Ablauf ihres Turnwettkampfes. Ihr Team arbeitete von morgens bis abends Hand in Hand und erfüllte alle Aufgaben, wie Cafeteriadienst, Bedienung der Musikanlage, Hochhalten der Wertungen, Grillen am Würstchengrill, Bedienung der Ehrengäste und vieles mehr mit Bravour. Nicht nur die Ehrengäste wie Landrat Sven-Georg Adenauer oder Bürgermeister Theo Mettenborg staunten über die turnerischen Höchstleistungen und die herausragende Ausrichtung dieser Großveranstaltung. Schon einen Tag später füllte sich Beckstetts eMail-Postfach mit unzähligen positiven Feedbacks und Danksagungen für die liebevolle, nette Bewirtung und Ausrichtung aus ganz Deutschland. Alle würden sehr gerne wiederkommen. Und so feierte Beckstetts Team nach dem Abbau und Aufräumen am Sonntag ihren großen Erfolg mit einer „After Work Party“. Turnen ist eben viel mehr als Gold gewinnen!
In Isselhorst ging in der Schüler- und Jugendklasse 12-15 Jahre das Team Westfalen I mit den beiden Isselhorstern Felix Przytulla und Lutheo Schäfer sowie Jonas Althoff (Spvg. Steinhagen), Jonas Marksmann und Daniel Sorin (beide TuS Leopoldshöhe) an die Geräte. Der Start in den Wettkampf an den Ringen verlief ordentlich. Am Sprung wusste Jonas Marksmann mit einem schönen Tsukahara gebückt zu gefallen. Die Überschläge der Kollegen waren den hochwertigere Sprüngen der anderen Teams jedoch nicht gewachsen. Weil auch an Barren, Reck, Boden und Pferd die Konkurrenz stärker war, reichte es am Ende für den sechsten Platz. Bei den „Großen“ (16-29 Jahre) sicherten sich die Westfalen mit Turnern aus Leopoldshöhe und Stadtlohn Platz vier.